Was du über Revenue Based Financing wissen musst
TL;DR
- Umsatzbasierte Finanzierung, keine Anteilsverwässerung
- Rückzahlung als Prozentsatz künftiger Umsätze
- Besonders attraktiv für SaaS- und Subskriptions-Startups mit Wachstumspotenzial
Definition: Was ist Revenue Based Financing?
Revenue Based Financing (RBF) – auf Deutsch umsatzbasierte Finanzierung – ist eine Form der alternativen Fremdfinanzierung, bei der die Rückzahlung direkt an den künftigen Umsatz gekoppelt ist.
Anteile müssen dafür nicht abgegeben werden. Häufig nutzen SaaS- und Subskriptions-Startups diese Finanzierung, um Wachstum zu beschleunigen, ohne Verwässerung in Kauf zu nehmen.

Wie funktioniert RBF?
Das Prinzip ist einfach: Ein Investor stellt Fremdkapital bereit. Das Unternehmen zahlt dieses Kapital nicht in festen Raten zurück, sondern gibt monatlich einen vereinbarten Prozentsatz seines Umsatzes ab – bis eine festgelegte Gesamtsumme (typischerweise das 1,5- bis 3-Fache des Investments) erreicht ist.
Die Rückzahlung passt sich so automatisch an die Geschäftsentwicklung an: In starken Monaten zahlt man mehr, in schwächeren weniger.
Warum ist RBF für Startups interessant?
- Flexibilität: Rückzahlung orientiert sich am Umsatz, nicht an starren Tilgungsplänen.
- Kein Equity-Verlust: Gründer:innen behalten ihre Anteile.
- Schneller Kapitalzugang: Meist weniger bürokratisch als Bankkredite.
RBF ist besonders in den USA und Großbritannien verbreitet, gewinnt aber auch in Deutschland und Europa an Bedeutung. 2023 wurde der weltweite Markt für RBF auf 3,38 Mrd. USD geschätzt – Tendenz steigend.
Finanziere dein Wachstum ohne Anteile abzugeben
Greife auf bis zu 5 Mio. € flexibles Fremdkapital mit re:cap zu. Berechne dein Funding und sieh, wie hoch deine Finanzierung sein kann.
Finanzierung berechnenWas sind die wichtigsten Merkmale von RBF?
Keine Zinsen oder Tilgung, sondern Umsatzbeteiligung
Da die Rückzahlung an die Umsätze gebunden ist, ist der Rückzahlungszeitraum flexibel. Er hängt davon ab, wie gut das Unternehmen performt. Sprich: wie hoch die monatlichen Umsätze und das Wachstum sind.
Je schneller die Umsätze steigen, desto schneller ist die vereinbarte Rückzahlungssumme erreicht. Das ist allerdings nicht immer von Vorteil.
Anders als bei einem klassischen Unternehmenskredit oder Venture Debt, verfolgen Investor:innen und Unternehmen beim RBF deshalb das gleiche Interesse: ein stetiges Umsatzwachstum.
Beide profitieren davon und leiden gleichzeitig darunter, wenn das Wachstum zurückgeht.
Der Rückzahlungszeitraum ist jedoch nicht unbegrenzt. Üblicherweise wird zwischen kurzfristigem (<12 Monate) und langfristigem (bis zu 60 Monate) Revenue Based Financing unterschieden.
Das lässt sich an einem einfachen Rechenbeispiel verdeutlichen.
Beispiel für Revenue Based Financing
Die Bedingungen:
- Ein Unternehmen erzielt zu Beginn der Finanzierung monatliche Umsätze (MRR) in Höhe von €500.000.
- Es möchte nun von einem RBF-Finanzierer €500.000 Fremdkapital aufnehmen.
- Das Unternehmen sichert dem RBF-Finanzierer eine monatliche Umsatzbeteiligung in Höhe von 10% zu.
- Die Rückzahlungssumme ist auf maximal €1.000.000 gedeckelt.
.png)
Durch das stetige Wachstum des Umsatzes hat das Unternehmen seine Finanzierung nach 12 Monaten wieder zurückgezahlt.
Das Umsatzwachstum ist das einzige Kriterium, das die Spanne der Rückzahlung bestimmt. Warum?
Beim Revenue Based Financing ist die KPI-Analyse entscheidend
Beim RBF gibt es keine klassischen Tilgungs- oder Zinsraten. Die Rückzahlung orientiert sich nur am Umsatzwachstum.
RBF-Investor:innen müssen Startups deshalb genau analysieren und einen datengetriebenen Ansatz zu verfolgen.
Ihre Renditeerwartung ist an die künftigen Umsätze gekoppelt. Sie behandeln Umsätze und den Kundenstamm als Assets, die es zu bewerten gilt.
Für die Bewertung werden verschiedene Metriken geprüft. Sie basieren auf Umsätzen, Kundenstamm, Cashflow und Bankdaten. Diese KPIs bestimmen die Investitionsentscheidung, die Höhe der Finanzierungssumme sowie den prozentualen Anteil am Umsatz.
Zu diesen Metriken gehören etwa:
- Monthly and annual revenue growth (MRR/ARR)
- Customer Churn Rate
- Kundenkonzentration (Customer Concentration)
- Netto-Dollar-Retention (NDR)
Anhand dieser lassen sich SaaS- und Softwareunternehmen mit wiederkehrenden Umsätzen besser einschätzen und Investor:innen können Vorhersagen zur künftigen Umsatzentwicklung treffen.
Unternehmen, die Revenue Based Financing in Erwägung ziehen, sollten die entsprechenden Daten daher parat haben.
Für wen eignet sich Revenue Based Financing?
Startups und junge Wachstumsunternehmen nutzen RBF
Aufgrund der oben genannten Kriterien hat sich RBF in den vergangenen Jahren vor allem für zwei Unternehmensarten etabliert:
- Startups/SaaS
- Tech-Wachstumsunternehmen
Das ist jedoch nicht der einzige Grund. Tech-Startups war der Weg zu Fremdkapitalfinanzierungen lange Zeit verschlossen.
Während Banken auf "harte" Sicherheiten wie Maschinen oder Immobilien setzen und Profitabilität setzen, können Software- oder SaaS-Unternehmen diese Assets nicht bieten.
Sie fokussieren sich auf "weiche" Assets wie ihre Kund:innen und Umsätze.
Diese Art von Geschäftsmodellen können Banken in der Regel jedoch nicht bewerten, da ihnen dazu die notwendige (Daten-)Expertise fehlt. Zudem steht bei Wachstumsunternehmen in ihrer Anfangsphase nicht die Profitabilität im Fokus.
Die Vergabekriterien von Banken sehen diese Art von Assets indes nicht als ausreichend an.
Umsatzfinanzierungen sind Alternative zu klassischem Fremdkapital
Für Startups bedeutete das: Der einzige Weg, um an Kapital zu kommen, war der Verkauf von Anteilen im Gegenzug für Eigenkapital – mit allen damit verbundenen negativen Konsequenzen:
- Bei einem Exit oder IPO müssen Teile des Erlöses an die Investor:innen abgegeben werden.
- Durch die Verwässerung erhalten neue Gesellschafter:innen Stimm- und Kontrollrechte über das Unternehmen. Die Gründer:innen verlieren Einfluss auf Entscheidungen und die Ausrichtung ihres Startups.
- Eine VC-Finanzierung bindet Ressourcen des Unternehmens (Due Diligence) und die Zeit der Gründenden (Verhandlungen). Sie verursacht Rechts- und Beratungskosten und bis Geld fließt, können Monate vergehen.
Revenue Based Financing eröffnet Startups und Scaleups deshalb eine Alternative zur Fremdkapitalfinanzierung – ohne dabei ihre Anteile zu verwässern und sich an neue Gesellschafter:innen zu binden.
.png)
Wie kann Revenue Based Financing ausgestaltet sein?
Zeitraum und Verwendungszweck: Diese beiden Kriterien bestimmen die Ausgestaltung eines RBF-Deals.
Darauf basierend kann zwischen kurzfristigem und langfristigem Revenue Based Financing unterschieden werden.
Kurzfristiges Revenue Based Financing
- Ein Zeitraum von bis zu 12 Monaten.
- Finanzierungsvolumen von bis zu €100.000 oder 2-4 Monatsumsätzen.
- Finanzierungen saisonaler Ereignisse, Events, Hardware oder Büroausstattung.
- Kapitalgeber:innen, die eine vollständig automatisierte Abwicklung aller Prozesse anbieten und daher auch kleinere Tickets bereitstellen können.
Langfristiges Revenue Based Financing
- Ein Zeitraum von bis zu 60 Monaten.
- Finanzierungsvolumen von einer bis mehrerer Millionen Euro.
- Finanzierungen aller Ausgaben eines Unternehmens oder großer Investitionen wie M&A.
- Kapitalgeber:innen bieten eine längerfristige Partnerschaft, inklusive Beratung, Netzwerk und Anschlussfinanzierung.
Was sind die Vor- und Nachteile von Revenue Based Financing?
Recurring Revenue Financing und Revenue Based Financing
Eine weitere Ausgestaltung von RBF ist Recurring Revenue Financing (RRF).
Beim RRF erhalten Unternehmen Fremdkapital. Die Finanzierungssumme und die Kosten orientieren sich an der Höhe der wiederkehrenden Umsätze.
Die Anwendungsfälle von RRF und RBF sind deckungsgleich, einzig die Rückzahlungsmodalitäten unterscheiden sich.
Der Unterschied zwischen RBF und RRF
Der Unterschied: Die Kosten beim RRF werden zu Beginn festgelegt und bleiben während des gesamten Zeitraums gleich. Sie sind nicht an das Umsatzwachstum gekoppelt.
So wird Kapital üblicherweise nur bis zu einem gewissen Finanzierungslimit vergeben. Dieses Limit ist abhängig von den jährlich wiederkehrenden Umsätzen.
RBF ist flexibles Finanzinstrument für Startups
Für Startups mit konstanten und wiederkehrenden Umsätzen ist Revenue Based Financing eine gute Ergänzung zu einem Bankkredit, Venture Capital oder Venture Debt.
Das Unternehmen misst sich an der eigenen Leistung und beteiligt Investor:innen an zukünftigen Umsätzen – jedoch ohne die Kontrolle über das eigene Unternehmen abzugeben.
Beide Seiten verfolgen das gleiche Ziel: ein stetiges Umsatzwachstum. Das hilft den Investor:innen, da sie ihr Investment mit entsprechender Rendite schneller zurückbekommen und dem Unternehmen, das seinen Wert steigert.
Diese Flexibilität bedeutet für junge Unternehmen, dass sich die Kosten an ihr Wachstum anpassen.
Sollte sich das Umsatzwachstum nicht wie geplant entwickeln, werden die Kosten nicht zur dauerhaften Belastung.
Zusammenfassung: Revenue Based Financing
Revenue Based Financing (RBF) ist eine flexible, nicht-verwässernde Finanzierungsform, bei der Startups Kapital im Austausch für eine anteilige Umsatzbeteiligung erhalten.
Statt fixer Zinsen zahlen Unternehmen einen prozentualen Anteil ihrer künftigen Umsätze zurück – abhängig vom Wachstum.
RBF eignet sich besonders für SaaS- und Softwareunternehmen mit wiederkehrenden Einnahmen, hohem Margenpotenzial und klarem Product-Market-Fit. Investor:innen analysieren dazu datenbasierte KPIs wie MRR, Churn oder NDR.
Die Vorteile:
- Startups behalten ihre Anteile – und gewinnen dennoch finanziellen Spielraum.
- Die Rückzahlung passt sich der Unternehmensentwicklung an, was Planungssicherheit schafft.
- RBF ist oft schneller und einfacher verfügbar als klassisches Fremdkapital oder Venture Capital
Allerdings ist RBF nicht für jedes Geschäftsmodell geeignet. Besonders wachstumsstarke Tech-Startups profitieren von dieser smarten Alternative zu klassischen Finanzierungsformen.
Q&A: Revenue Based Financing
Was ist umsatzbasierte Finanzierung?
Umsatzbasierte Finanzierung – auch Revenue Based Financing (RBF) genannt – ist eine Form der Fremdkapitalfinanzierung, bei der Unternehmen Kapital erhalten und es nicht mit festen Raten, sondern durch eine Umsatzbeteiligung zurückzahlen.
Die Rückzahlung erfolgt also in flexiblen monatlichen Beträgen, abhängig vom tatsächlichen Umsatz.
Was bedeutet umsatzbasierte Finanzierung?
Sie bedeutet, dass ein Unternehmen Kapital aufnimmt, ohne Anteile abzugeben, und die Rückzahlung prozentual an die monatlichen Umsätze geknüpft ist.
Das verschafft Startups mehr Flexibilität – bei niedrigen Umsätzen zahlen sie weniger zurück, bei hohem Wachstum tilgen sie schneller. Für viele ist das eine attraktive Alternative zu klassischen Krediten oder Venture Capital.
Was sind die Nachteile einer umsatzbasierten Finanzierung?
Umsatzbasierte Finanzierung eignet sich nicht für jedes Unternehmen. Es braucht stabile, idealerweise wiederkehrende Umsätze und hohe Bruttomargen.
Bei starkem Wachstum kann die Rückzahlung sehr schnell erfolgen, was die Finanzierung teurer macht. Außerdem ist RBF nur sinnvoll, wenn der Kapitalbedarf zur Umsatzstruktur passt. Ansonsten droht den Unternehmen eine Überfinanzierung und sinkende Kapitaleffizienz.
Finanziere dein Wachstum ohne Anteile abzugeben
Greife auf bis zu 5 Mio. € flexibles Fremdkapital mit re:cap zu. Berechne dein Funding und sieh, wie hoch deine Finanzierung sein kann.
Finanzierung berechnen