Was ist eine Wachstumsfinanzierung?
Eine Wachstumsfinanzierung ist eine Finanzierung, die bestehende Unternehmen nutzen, um ihr Wachstum voranzutreiben. Weitere Begriffe dafür sind Wachstumskapital oder Expansionskapital. Darunter fallen interne und externe Maßnahmen der Unternehmensfinanzierung, wie etwa:
- Expansion in neue Märkte
- Entwicklung und Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen
- Ausweitung von Marketing- und Vertriebsaktivitäten
- Skalierung des Geschäftsmodells
- Einstellung neuer Mitarbeitender
- Tätigen von strategischen Akquisitionen (M&A)
Eine Wachstumsfinanzierung kann langfristig oder kurzfristig geplant werden. Langfristig etwa durch die Expansion in neue Märkte; kurzfristig etwa durch gezielte Marketingkampagnen.
Erst Gründungs- dann Wachstumsfinanzierung
Zu Beginn erhalten Unternehmen Startkapital oder eine Gründungsfinanzierung, um ihr Geschäft aufzubauen. Nach dem erfolgreichen Aufbau folgt meist die Expansion und weiteres Wachstum. Ab diesem Zeitpunkt wird die Wachstumsfinanzierung relevant. In manchen Fällen können sich Gründungs- und Wachstumsfinanzierung aber auch überschneiden.
Beide Finanzierungsarten sind aber in der Regel nicht dafür vorgesehen, laufende Betriebskosten zu decken. Vielmehr soll die Wachstumsfinanzierung für mehr Umsatz sorgen.
Dieses Mehr an Umsatz schaffen Unternehmen durch verschiedene Investitionen. Abhängig von Phase, Geschäftsmodell und Branche können sie die Investitionen mithilfe von Eigenkapital oder Fremdkapital refinanzieren.
Wachstumskapital in Form von Eigenkapital wird etwa für Projekte mit einem hohen Risikoprofil und einem weniger planbaren Return of Investment (ROI) verwendet, z. B. Produktentwicklung. Für Investitionen mit besser planbaren ROI verwenden Unternehmen hingegen Fremdkapital, z. B. für M&A.
Arten von Wachstumsfinanzierungen
Eine Finanzierung mit Wachstumskapital kann verschiedene Formen annehmen, je nach den Bedürfnissen und Zielen des Unternehmens. Zu den gängigen Arten gehören:
- Venture Capital: VC-Funds investieren in Startups mit hohem Wachstumspotenzial, üblicherweise in einer frühen Phase. Die Finanzierungssummen können bis zu mehrere hundert Millionen Euro betragen. Dafür verkaufen Unternehmen Anteile an die Investor:innen und erhalten im Gegenzug Eigenkapital.
- Private Equity: Private-Equity-Firmen investieren in etablierte Unternehmen mit dem Ziel, ihr Wachstum zu beschleunigen, die Effizienz zu steigern oder strategische Veränderungen vorzunehmen. PE-Investitionen können in verschiedenen Phasen des Unternehmenslebenszyklus erfolgen und beinhalten oft eine aktive Beteiligung am Management.
- Angel-Investoren und Business Angels: Einzelne Investor:innen, bekannt als Angels, bieten Kapital und oft auch Expertise und Netzwerke für Startups und wachstumsstarke Unternehmen und erhalten im Gegenzug Anteile am Unternehmen.
- Venture Debt: Venture-Debt-Lender vergeben einen Wachstumskredit (und damit Fremdkapital) an Unternehmen. Venture Debt wird üblicherweise in Kombination mit Venture Capital aufgenommen.
- Alternative Fremdkapitalfinanzierungen: Dabei handelt es sich um die maßgeschneiderte Vergabe von Fremdkapital an Unternehmen und Startups mit regelmäßigen Umsätzen, die damit in weitere Wachstumsmaßnahmen investieren können.
Wachstumsfinanzierung einsetzen
Die Wachstumsfinanzierung ist meist nicht die erste Finanzierung, die ein Unternehmen erhält. Sie folgt zu einem späteren Zeitpunkt. Ein Unternehmen muss verschiedene Optionen ausloten und die entsprechende Investitionsentscheidung treffen, wofür es das Wachstumskapital einsetzen möchte. Zu diesen Optionen gehören etwa:
- Expansion in neue Märkte: Durch Investitionen in Marketing, Vertrieb und Infrastruktur können Unternehmen in neue geografische Märkte expandieren und ihren Kundenstamm erweitern.
- Produktentwicklung: Eine Wachstumsfinanzierung kann Unternehmen dabei unterstützen, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, bestehende Angebote zu verbessern und Innovationen voranzutreiben.
- Skalierung der Geschäftstätigkeit: Um schnell zu wachsen, benötigen Unternehmen oft zusätzliche Ressourcen für Personal, Technologie und Betriebsmittel. Wachstumskapital kann diese Skalierung ermöglichen, indem es Unternehmen die finanzielle Flexibilität bietet, um in ihr Wachstum zu investieren.
- Mergers & Acquisitions (M&A): Mit einer Wachstumsfinanzierung können Unternehmen auch Akquisitionen tätigen, um ihr Produktangebot zu erweitern, neue Technologien zu integrieren oder ihre Marktposition auszubauen.
- Neues Personal: Unternehmen können neue Mitarbeitende einstellen, um ihre Kapazitäten zu erhöhen.
Für wen ist eine Wachstumsfinanzierung relevant?
Eine Wachstumsfinanzierung ist für Unternehmen relevant, die wachsen wollen. So einfach, wie einleuchtend. Das betrifft sowohl junge als auch etablierte Firmen.
Wachstumsfinanzierung für Startups
Startups in der Frühphase
Die Finanzierung von Startups ist von mehreren Phasen geprägt. Zunächst einmal benötigen sie überhaupt einen Kapitalzugang. Die Frühphase eines Unternehmens wird primär vom Zugang zu Risiko- oder Startkapital bestimmt. Das kann aus der eigenen Taschen oder selbst erwirtschafteten Mitteln kommen oder von externer Stelle.
Üblicherweise stehen dafür Venture Capital, Business Angels oder Gründungskredite von staatlicher Seite bereit. Damit investieren Startups in ihr Produkt, neue Mitarbeitende und bauen ihr Geschäft auf. Wachstumsfinanzierungen spielen in dieser Zeit eine eher untergeordnete Rolle.
Startups in der Wachstumsphase
Das Startup hat seine Grundstrukturen aufgebaut, erste Kund:innen gewonnen und verzeichnet Umsätze. In der Regel will es nun weiter wachsen. Es tritt in die Wachstumsphase ein. Nun geht es darum, weiter zu skalieren und das Wachstum voranzutreiben. Diese Phase ist meist sehr kapitalintensiv – und erstmals spielt die Wachstumsfinanzierung eine wichtige Rolle.
Eine Wachstumsfinanzierung kann an diesem Punkt mit Risikokapital oder Fremdkapital finanziert werden.
Wachstumsfinanzierung mit Risikokapital
Für eine Wachstumsfinanzierung mit Risikokapital müssen Startups entsprechende Wachstumsraten vorweisen und für die Zukunft prognostizieren können. Venture-Capital-Fonds wetten darauf, dass sich ihr Investment aufgrund der hohen Wachstumsraten künftig auszahlen wird.
Wachstumsfinanzierung mit Fremdkapital
Neben dem klassischen Weg mit Risikokapital kann in dieser Phase auch erstmals Fremdkapital eine Rolle spielen. Vor allem Unternehmen mit stabilen Umsätzen sind bereit, sich Fremdfinanzierungen in die Kapitalstruktur zu holen. Dazu gibt es eine Vielzahl von alternativen Finanzierungsmöglichkeiten, die Startups zur Verfügung stehen – und das ist auch wichtig.
Denn gerade für Startups in der Wachstumsphase fehlt es in Europa an Kapital. Laut einer aktuellen Studie des Bundesverbands Beteiligungskapital sammelten amerikanische Unternehmen in der Wachstumsphase im Schnitt €13,7 Millionen an Risikokapital ein, während europäische Unternehmen nur rund €5,8 Millionen erhielten. Wenngleich VC-Finanzierung den Großteil einer Startup-Finanzierung ausmachen, so müssen sich junge Unternehmen dennoch nach Alternativen umschauen.
Wachstumsfinanzierung für etablierte Unternehmen
Bei etablierten Unternehmen sieht es anders aus. Dadurch, dass sie ihren Markt bereits durchdrungen und eine stabile Kundenbasis haben, konzentrieren sich ihre Wachstumsbestrebungen z. B. auf die Verbesserung des bestehenden Angebots oder den weiteren Ausbau der eigenen Marktmacht.
Etablierten Unternehmen stehen andere Möglichkeiten bei der Wachstumsfinanzierung zur Verfügung. Das liegt vor allem daran, dass sie
- bereits am Markt etabliert sind
- ein robustes und erprobtes Geschäftsmodell haben
- stabile und regelmäßige Umsätze verzeichnen
- grundsätzlich mehr Vertrauen aufseiten von Kapitalgeber:innen in das Geschäftsmodell herrscht
Alle diese Faktoren wirken sich auf den Kapitalzugang aus. Während Startups in der Wahl zwischen Eigen- und Fremdkapital mehr Restriktionen unterliegen, haben etablierte Unternehmen mehr Beinfreiheit. Sie haben eine Vielzahl von Eigen- und Fremdkapitaloptionen. mit denen sie ihre Kapitalstruktur diversifizieren können. Das Risikoprofil für Investor:innen ist ein anderes als bei Startups.
Ob junges oder etabliertes Unternehmen: Beide sollten über ein gewisses Wachstumspotenzial verfügen, wenn sie eine Wachstumsfinanzierung anstreben. Für Investor:innen ist das aufgrund der Aussicht auf eine attraktive Rendite relevant. Risikoprofil und Vorhaben entscheiden darüber, welche Kapitalart für die Finanzierung des Wachstums genutzt werden kann und welche Kapitalgeber:innen dafür in Frage kommen.
Fazit: Wachstumsfinanzierung
Umsatzwachstum ist eines der wichtigsten Ziele von Unternehmen. Wie schnell sie wachsen, ist jedoch stark vom Kapitalzugang abhängig. Denn eine Wachstumsfinanzierung bedeutet in erster Linie eine Investition, die sich rentieren muss – und für die Unternehmen Investor:innen finden müssen.
Wie Kapitalgeber:innen das Investitionsvorhaben, das Unternehmen und dessen Risikoprofil bewerten, hängt von Branche, Geschäftsmodell und Phase ab. Startups stehen zu Beginn vor allem Risikokapital für die Wachstumsfinanzierung zur Verfügung. Das ändert sich im Lebenszyklus eines Unternehmens. Je mehr es sich etabliert, desto mehr Optionen stehen zur Verfügung. Dann ist nicht mehr nur Risikokapital relevant, sondern auch Fremdkapital.
Wie bei jeder Finanzierung sollten Unternehmen auch bei Wachstumsfinanzierungen die Kapitalkosten im Verhältnis zum erwarteten ROI (soweit planbar) im Blick behalten.