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Financing 101
Augen auf bei der Finanzierung

3 Mythen über die Finanzierung mit Fremdkapital und warum sie falsch sind

January 30, 2024
9 Minuten Lesezeit
re:cap_Fremdkapital Finanzierung

Lange galt in der Startup-Szene: Wer es „geschafft“ hat, sammelt eine große VC-Runde ein. Venture Capital war glamourös, bekam Schlagzeilen, Nullzinsen machten Bewertungen absurd hoch. Fremdkapital? Galt als Notlösung für die, die keine Investor:innen überzeugen konnten.

Heute ist die Realität eine andere:

  • Im Vergleich zu 2020/21 sind die Finanzierungsvolumen in den vergangenen 18 Monaten stark zurückgegangen.
  • Metriken wurden neu bewertet. Wachstum um jeden Preis ist out – profitables Wachstum und Kosteneffizienz sind die neuen Leitwährungen.
  • Startups überdenken ihre Finanzierung. Fremdkapital wird nicht mehr ignoriert, sondern als sinnvolle Ergänzung zum Eigenkapital erkannt und gewinnt mehr an Bedeutung bei der Unternehmensfinanzierung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Fremdkapital ist planbarer und oft günstiger als Eigenkapital – transparente Kosten statt späterer Verwässerung.
  • Es erfordert mehr Planung, ist aber nicht komplizierter – gezielt eingesetzt erhöht es Kontrolle und Kapitaleffizienz.
  • Nicht die Höhe zählt, sondern der Einsatz – zu viel Kapital (egal welcher Art) schafft Risiken.

Was ist Fremdkapital?

Fremdkapital beschreibt die Schulden eines Unternehmens gegenüber Gläubiger:innen. Dazu zählen Kredite, Darlehen, Anleihen oder Verbindlichkeiten.

  • Rückzahlungspflicht: Anders als bei Eigenkapital muss es vollständig zurückgezahlt werden.
  • Verzinsung: Gläubiger erhalten Zinsen über eine feste Laufzeit.
  • Keine Anteile: Investoren sind nicht am Gewinn oder Verlust beteiligt.

Kurz gesagt: Mit Fremdkapital erhält ein Startup frisches Kapital, ohne Eigentum abzugeben – gegen klar kalkulierbare Kosten.

Was ist eine Finanzierung mit Fremdkapital?

Eine Finanzierung mit Fremdkapital bedeutet, dass ein Unternehmen Geld von externen Quellen aufnimmt, meist in Form von Krediten, Darlehen oder Anleihen.

Das aufgenommene Kapital muss in der Regel mit Zinsen und innerhalb eines vereinbarten Zeitraums zurückgezahlt werden.

Wie nutzen Unternehmen Fremdkapital?

Unternehmen nutzen Fremdkapital, um:

  • Investitionen zu finanzieren
  • Betriebsmittel zu beschaffen
  • Liquidität zu sichern
  • Wachstumsprojekte umzusetzen

Dies ermöglicht es ihnen, finanzielle Mittel zu erhalten, ohne Eigenkapitalanteile abgeben zu müssen. Sie müssen jedoch die Kapitalkosten in Form von Zinsen und Rückzahlungen berücksichtigen.

Was muss ich bei Fremdkapital beachten?

Fremdkapital funktioniert nicht nach „Geld aufs Konto, fertig“. Es braucht Disziplin:

  • Zinssätze und Laufzeiten prüfen. Sie bestimmen die Belastung des Cashflows.
  • Rückzahlungen einplanen. Finanzplanung muss die monatlichen Raten sicherstellen.
  • Kapitalstruktur im Blick behalten. Zu viel Fremdkapital erhöht das Risiko und schränkt Flexibilität ein.

Richtig eingesetzt stärkt Fremdkapital die Stabilität, falsch eingesetzt kann es zur Last werden.

Was sind die Vorteile von Fremdkapital?

  1. Unabhängigkeit: Gründer behalten die Kontrolle über das Unternehmen, da keine Anteile abgegeben werden müssen.
  2. Planbare Kosten: Die Zinsen und Rückzahlungsbedingungen sind in der Regel klar und vorhersehbar.
  3. Erhöhung der Liquidität: Fremdkapital hilft, Investitionen zu tätigen und Wachstumschancen zu nutzen, ohne auf Eigenkapital angewiesen zu sein.
  4. Steuervorteile: In vielen Ländern sind Zinsen auf Fremdkapital steuerlich absetzbar.

Was sind die Risiken von Fremdkapital?

  1. Verpflichtungen: Fremdkapital muss zurückgezahlt werden, was zu finanziellen Belastungen führen kann, insbesondere bei unvorhergesehenen Schwierigkeiten.
  2. Zinskosten: Fremdkapital ist mit Zinsen verbunden, die je nach Höhe des Kredits und der Laufzeit erheblich sein können.
  3. Finanzielle Risiken: Eine zu hohe Verschuldung kann das Unternehmen in eine schwierige Lage bringen, da es seine Schulden nicht mehr bedienen kann.
  4. Eingeschränkte Flexibilität: Fremdkapitalgeber können bestimmte Bedingungen und Auflagen festlegen, die die Handlungsfreiheit des Unternehmens einschränken.

Eigenkapital und Fremdkapital im Vergleich

Kriterium Eigenkapital Fremdkapital
Kosten Langfristig oft teurer durch Verwässerung Planbare Zinsen und Rückzahlungen
Kontrolle Abgabe von Anteilen, Einfluss der Investor:innen Keine Anteilsabgabe, Gründer:innen behalten Kontrolle
Flexibilität Kapital frei einsetzbar Zweckgebunden und kapiteleffizient einzusetzen
Risiko Keine Rückzahlungspflicht, aber Abhängigkeit von VCs Rückzahlungspflicht, Zinsbelastung

Bei re:cap sprechen wir mit hunderten Unternehmen über ihre Finanzierung mit Fremdkapital.

Aus diesen Gesprächen wissen wir, dass es immer noch viele Mythen rund um Fremdkapital gibt, vor allem im Vergleich mit Eigenkapital. Hier sind die drei, die am häufigsten auftauchen. 

Wie sieht deine nächste Finanzierung aus?

Bei re:cap erhalten Unternehmen flexibles Fremdkapital, das sich an ihre Bedürfnisse anpassen lässt.

Finanzierung berechnen

1. Mythos: Fremdkapital verursacht Kosten, Eigenkapital nicht

re:cap_Fremdkapital Finanzierung Mythos Kosten
Ist Eigenkapital wirklich kostenlos und Fremdkapital kostet?

Eigenkapital verursacht keine Kosten? Fremdkapital hingegen hohe Kosten? Das ist falsch – und dennoch gehen viele Gründer:innen genau davon aus. Kapital verursacht Kosten, egal in welcher Form. Die Kapitalkosten treten nur unterschiedlich auf.

Die Kosten von Fremdkapital sind transparent und vorab bekannt. Bei einem Kredit für ihr Startup wissen die Gründer:innen sofort, mit welchen Zinsen sie in der Rückzahlungsphase rechnen müssen.

Sie sind vertraglich festgehalten. Startups können ihre Kosten besser planen, etwa wie hoch die Belastung ihres Cashflows durch monatliche Rückzahlungen ist. 

Direkte und indirekte Kosten unterscheiden

Beim Eigenkapital sind die Kosten zunächst nicht sichtbar. Durch den Verkauf von Anteilen zu einer bestimmten Bewertung liegen die "wahren" Kapitalkosten in der Zukunft, nämlich bis zum Zeitpunkt des Exits. 

Dann kann es zu Überraschungen kommen, wenn Gründer:innen zuvor schon große Stücke des Kuchens an Investor:innen abgetreten haben. Anders als beim non-dilutive Funding mit Fremdkapital fallen die Kosten nicht sofort an.

Sie sind aber in den meisten Fällen wesentlich höher. 

Hinzu kommt, dass Startups Kontrolle und damit Entscheidungsgewalt an Externe abgeben. Das ist ebenfalls ein Kostenfaktor, den viele Gründer:innen unterschätzen. 

2. Mythos: Fremdkapital ist kompliziert, Eigenkapital ist einfach

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Eigenkapital und Fremdkapital funktionieren nach verschiedenen Mechanismen.

Die Aufnahme von Eigenkapital ist für Gründer:innen oft einfacher. Sie sprechen mit Investor:innen und pitchen ihr Geschäft. Sie geben Unternehmensanteile ab und erhalten Eigenkapital.

Das Geld geht auf das Bankkonto ein. Dort verbleibt es und verursacht keine Kosten durch anfallende Zinsen. 

Beim Eigenkapital sind die Gründer:innen bei der Mittelverwendung freier. Es steht ihnen für alle Maßnahmen und Projekte zur Verfügung und muss nicht kapitaleffizient eingesetzt werden. Startups können es nutzen, um ihr Wachstum anzukurbeln oder neue Produkte zu entwickeln.

Die verschiedenen Mechanismen verstehen

Mit Fremdkapital ist das anders. Wer nur an Eigenkapital gewöhnt ist, für den kann Fremdkapital im ersten Moment kompliziert sein. Fremdkapital kann nicht einfach auf dem Konto verbleiben.

Unternehmen müssen damit arbeiten. Sitzt es tatenlos auf dem Konto, verursacht es unnötige Kapitalkosten und schafft keinen Wert.

Finanzierung mit Fremdkapital braucht Struktur

Die Aufnahme von Fremdkapital erfordert Struktur und Planung. Investitionen mit einem eher vorhersagbaren ROI kommen dafür in Frage, etwa Markterweiterungen, M&A oder Marketing-Kampagnen. 

Das führt dazu, dass Gründer:innen sich vorab mit ihrer Finanzplanung auseinandersetzen müssen. Sie analysieren ihre Finanzen und die Verwendung des Kapitals genauer, als es bei Eigenkapital der Fall ist (auch hier ist Kapitaleffizienz mittlerweile ein wichtiger Faktor).

Planung und Daten bereithalten

Dabei handelt es sich aber um Fähigkeiten, die unabhängig von der nächsten Finanzierungsrunde wertvoll sind. Dann klappt es auch mit vermeintlich schwierigen Finanzierungen wie Venture Lending oder alternativen Finanzinstrumenten.

Fremdkapital ist deshalb aber nicht komplizierter als Eigenkapital. Die Herangehensweise ist eine andere. Nur sind daran viele Gründer:innen und Startups noch nicht gewohnt. 

3. Mythos: Eine Möglichst hohe Summe ist das wichtigste bei (Fremdkapital-)Finanzierungen

re:cap_Fremdkapital Finanzierung Mythos Summe
Finanzierung mit Fremd- oder Eigenkapital: Große Summen helfen nur bedingt weiter.

Brauchen Startups wirklich die größtmögliche Summe an Kapital? Viele Gründer:innen wollen eine große Summe an Fremdkapital einsammeln. Das hat natürlich seine Gründe.

Sie müssen sich vorerst nicht mehr mit dem "lästigen" Thema Finanzierung auseinandersetzen, sondern haben für einen gewissen Zeitraum ausreichend Cash Runway

Doch diese Herangehensweise ist in den wenigsten Fällen clever.

Das Problem: Startups, die bisher nur an Eigenkapital und seine Mechanismen gewöhnt sind, wenden die gleichen Mechanismen auch beim Fremdkapital an. 

Doch das funktioniert aufgrund der anfallenden Kosten nicht. Wer große Summen einsammelt, hat auch hohe Kapitalkosten.

Beim Fremdkapital kommen die Kosten in Form der Zinsen zeitnah zum Tragen und müssen zurückgezahlt werden. Und je höher die eingesammelte Summe, desto höher die Rückzahlungen.

Schlechte Idee: mehr Kapital aufnehmen als nötig

Beim Eigenkapital ist es komplizierter. Wer mehr Kapital zur gleichen Bewertung aufnimmt, als er braucht, der verwässert die Anteile seines Unternehmens und hat dadurch höhere Kosten.

Nehmen Startup hingegen mehr Kapital zu einer höheren Bewertung auf, dann kann es in einer späteren Phase zu Problemen kommen, wenn die eingangs definierte Unternehmensbewertung noch nicht erreicht wurde.

Eine große Summe auf dem Konto gibt Gründer:innen Sicherheit. Diese Sicherheit schwindet allerdings, wenn die Kosten zur Belastung werden (entweder sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt).

Für Startups heißt das: Kapitelbedürfnisse kennen und nur die Summe aufnehmen, die sie tatsächlich investieren können.

Fremdkapital an den Cap Table holen

Fremdkapital hatte lange den Makel von "zu kompliziert", "zu teuer" oder "nur für große Unternehmen relevant". 

Für manche Gründer:innen ist Fremdkapitalfinanzierung noch immer ein Fremdwort. Allerdings ändert sich die Wahrnehmung. Viele Startups erkennen nach und nach die Vorteile einer Fremdfinanzierung – trotz der Mythen, die es gibt.

Fremdkapital diversifiziert den Capital Stack. Es reduziert die Abhängigkeit von Venture Capital und ermöglicht, mehr Kontrolle über das eigene Unternehmen zu behalten. Es lässt sich für Investitionen nutzen, für die Eigenkapital weniger geeignet ist.

Gründer:innen, die sich mit Fremdkapital beschäftigen, können dadurch ihre Wettbewerbsposition verbessern. 

Denn wer auf Kosten achtet, profitabel wachsen und mittel- bis langfristig seinen Break-even schaffen will, der kommt kaum noch um Fremdkapital herum. VC-Finanzierungen sind schwieriger und Down Rounds häufiger geworden.

Fremdkapital bietet hierzu eine Ergänzung. Damit kann etwa die Zeit bis zur nächsten Eigenkapitalfinanzierung überbrückt werden, um die eigene finanzielle Situation zu verbessern und seine Anteile weniger stark zu verwässern

Zusammenfassung: Finanzierung mit Fremdkapital

Fremdkapital wird zunehmend wichtiger als Ergänzung zu Eigenkapital bei der Unternehmensfinanzierung. Es bezeichnet die Schulden eines Unternehmens, die zurückgezahlt werden müssen, im Gegensatz zum Eigenkapital, bei dem Investoren Anteile am Unternehmen erhalten. Fremdkapital hat klare, vorhersehbare Kosten, im Gegensatz zu Eigenkapital, dessen "Kosten" oft erst später sichtbar werden.

Fremdkapital wird zunehmend als sinnvolle Ergänzung zu Eigenkapital erkannt. Es diversifiziert den Capital Stack und ermöglicht Startups, Kontrolle zu behalten und gezielte Investitionen zu tätigen, ohne auf Venture Capital angewiesen zu sein. Es bietet eine Möglichkeit, die Abhängigkeit von Eigenkapitalfinanzierungen zu reduzieren und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Q&A: Finanzierung mit Fremdkapital

Was ist Fremdkapitalfinanzierung?

Fremdkapitalfinanzierung bedeutet, dass ein Unternehmen Kapital von externen Geldgeber:innen aufnimmt, etwa durch Bankkredite, Anleihen oder Darlehen. Im Gegensatz zu Eigenkapital bleibt das Unternehmen im Eigentum der bisherigen Gesellschafter. Es muss das geliehene Kapital aber zu festen Konditionen zurückzahlen.

Ist eine Finanzierung mit Fremd- oder Eigenkapital besser?

Das kommt auf die Situation an. Fremdkapital ist oft günstiger und ermöglicht schnelleres Wachstum. Es birgt aber das Risiko fester Rückzahlungsverpflichtungen. Eigenkapital stärkt dagegen die finanzielle Unabhängigkeit und Flexibilität, ist aber meist teurer und verwässert die Anteile der bestehenden Eigentümer:innen.

Welche Beispiele gibt es für Fremdfinanzierung?

Typische Beispiele sind Bankkredite, Leasingverträge, Unternehmensanleihen, Lieferantenkredite oder Schuldscheindarlehen. Auch Förderdarlehen oder Crowdlending gehören zur Fremdfinanzierung.

Wann ist Fremdkapitalfinanzierung sinnvoll?

Eine Fremdkapitalfinanzierung ist sinnvoll, wenn Unternehmen gezielt Wachstum finanzieren wollen, günstige Zinsen nutzen oder Steuervorteile durch Zinszahlungen ausschöpfen möchten. Besonders in stabilen Marktphasen oder bei planbaren Einnahmen kann Fremdkapital helfen, die Eigenkapitalrendite zu steigern.

Welche Nachteile hat Fremdkapital?

Fremdkapital erhöht die finanzielle Belastung durch regelmäßige Zins- und Tilgungszahlungen. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten kann es die Liquidität gefährden. Zudem schränkt hohe Verschuldung die unternehmerische Flexibilität ein und kann das Rating verschlechtern.

Wie sieht deine nächste Finanzierung aus?

Bei re:cap erhalten Unternehmen flexibles Fremdkapital, das sich an ihre Bedürfnisse anpassen lässt.

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