Viele Startups behandeln Fremdkapital wie ein Ersatzreifen am Auto. Es ist etwas, das man so lange ignoriert, bis man es wirklich braucht. Denn in den meisten Fällen steht Eigenkapital im Fokus einer Startup-Finanzierung.
Doch Fremdkapital kann mehr sein als nur ein Sicherheitsnetz. Richtig eingesetzt, schließt es kurzfristige Liquiditätslücken, schafft mehr Spielraum für langfristiges Wachstum und hilft Gründer:innen, mehr Eigenkapital zu behalten.
Wie beeinflusst Fremdkapital also das Umsatzwachstum und die Bewertung von Startups?
Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns gemeinsam mit unserem Partner Eqvista Startups angeschaut:
- 530 Early-Stage Startups (Fokus: US) basierend auf Eqvistas proprietärer Datenbasis
- 1.294 Snapshots zu Umsatz-, Finanzierungs- und Bewertungsmetriken (aus mehr als 10.000 Datenpunkten) von 2021 bis 2025
- Startups, die mit VC finanziert sind, in der Regel B2B, mit Tech-Fokus
Die Ergebnisse zeigen einen klaren Trend: Startups, die Fremdkapital strategisch einsetzen, wachsen beim Umsatz schneller und erreichen höhere Bewertungen. Schulden müssen keine Last sein – gut gemanagt sind sie ein effizientes Wachstumsinstrument.
Die wichtigste Erkenntnis: Fremdkapital sollte nicht als letzte Notlösung gesehen werden, sondern als strategischer Hebel, um das Unternehmen zu skalieren und die Kontrolle zu behalten.
Wir zeigen, wie sich diese Dynamik in unterschiedlichen Umsatzsegmenten ausspielt, wie sich Fremdkapital auf die Kapitalstruktur auswirken kann und warum die Formel nicht mehr lautet "Fremdkapital ist schlecht, Eigenkapital ist gut", sondern "beides hat Vorteile".
Das Wichtigste in Kürze
- Größere Startups nutzen häufiger Fremdkapital, da es leichter zugänglich wird je größer der Umsatz ist.
- Startups mit Fremdkapital erreichen signifikant höhere Umsatzmultiplikatoren – im Median bis zu 49,7 % mehr.
- Für Gründer:innen und Investor:innen signalisiert Fremdkapital Disziplin, Flexibilität und Vertrauen in künftiges Wachstum.
Flexibles Fremdkapital für Startups
5 Mio. €, 1-60 Monate, keine Verwässerung: Die Finanzierung von re:cap ist perfekt für Startups, die effizienter wachsen wollen.
Jetzt Finanzierung berechnenDie Daten hinter der Analyse
Der Datensatz basiert auf Finanzinformationen von Early-Stage-Startups (<10 Mio. ARR) und wurde durch interne Prozesse validiert, um deren Prüfungsqualität (Audit-Grade) sicherzustellen.
Mit dieser Detailtiefe über einen längeren Zeitraum lässt sich untersuchen, wie Startups Fremdkapital in verschiedenen Wachstumsphasen nutzen und wie es mit Umsatzwachstum und Bewertung zusammenhängt.

Erkenntnis 1: Die Skalierung eines Startups öffnet den Zugang zu Fremdkapital
Startups greifen mit größer werdendem Umsatz häufiger auf Fremdkapital als Finanzinstrument zurück – die Daten zeigen diesen Trend:
- 100.000-1 Mio. $: 557 Unternehmen, 134 mit Fremdkapital (24 %)
- 1-5 Mio. $: 504 Unternehmen, 133 mit Fremdkapital (26 %)
- 5-10 Mio. $: 233 Unternehmen, 84 mit Fremdkapital (36 %)
Der Anstieg von 24 % auf 26 % und schließlich 36 % zeigt: Mit wachsender Größe spielt Fremdkapital eine wichtigere Rolle im Finanzierungsmix und wird häufiger herangezogen.

Warum ist das wichtig und was können andere Startups daraus lernen?
- Die Fähigkeit Schulden zurückzubezahlen steigt: Ein höherer Umsatz gibt Fremdkapitalgebern die Sicherheit, dass Schulden auch zurückgezahlt werden können.
- Gewisse Reife: Nur so kannst du auf nennenswerte Summen an Fremdkapital zugreifen und sicherstellen, dass du die Rückzahlungen stemmen kannst, ohne dass sie dich überlasten.
- Cashflow-Sichtbarkeit: Ein planbarerer Cashflow macht Startups attraktiver für Kreditgeber.
- Marktvalidierung: Traktion und PMF erleichtert die Due Diligence. Wer zeigt, dass sein Geschäftsmodell funktioniert und damit Umsätze erzielt werden können, hat bessere Chancen auf Fremdkapital.
- Operative Reife: Strukturierte Finanzen und eine gute Datengrundlage erleichtern das Underwriting – gerade bei alternativen Lendern, die ihre DD auf Daten aufbauen.
Erkenntnis 2: Unternehmen mit Fremdkapital erzielen höhere Bewertungen
Über alle Umsatzsegmente hinweg wurden Unternehmen mit Fremdkapital höher bewertet, auch bei vergleichbarer Größe. Der Aufschlag der Unternehmensbewertung über verschiedene Umsatzgrößen hinweg betrug:
- 100.000-1 Mio. $: +49,7 %
- 1-5 Mio. $: +46,5 %
- 5-10 Mio. $: +29,7 %
Wir haben den Bewertungsaufschlag als den Prozentsatz definiert, um den das Median-Umsatzmultiple von Unternehmen mit Fremdkapital das von vergleichbaren Unternehmen ohne Fremdkapital innerhalb derselben Umsatzgröße übersteigt.

Warum ist das wichtig und was können andere Startups daraus lernen?
- Weniger Verwässerung: Gründer:innen behalten mehr Eigenkapital, was den Wert pro Anteil steigert und die bestehenden Anteile nicht verwässert.
- Vertrauenssignal: Fremdkapital ist immer auch ein Signal dafür, dass das Unternehmen Kontrolle über seine Finanzen und Mittelverwendung hat.
- Wachstum nach Bedarf: Fremdkapital erlaubt Wachstum und Investitionen ohne eine Equity-Runde.
- Kapitaleffizienz: Effiziente Prozesse und Kapitaleinsatz sind attraktiv für Investor:innen.
Diese Fakten sind nicht nur Zahlen, sondern haben konkrete Auswirkungen. Im Bereich 100.000-1 Mio. $ könnte ein Unternehmen ohne Fremdkapital mit 4,2 Mio. USD $ werden – mit Fremdkapital wären es über 6 Mio. $.
Erkenntnis 3: Kleine Unternehmen profitieren am meisten
Im Umsatzbereich 100.000-1 Mio. $ gilt:
- Unternehmen mit Fremdkapital wuchsen etwas schneller (35,0 % CAGR vs. 34,2 % gesamt).
- Sie erreichten den höchsten Bewertungsaufschlag (+49,7 %).
Das zeigt: Fremdkapital ist nicht nur etwas für große, etablierte Firmen. Auch kleinere Startups können dadurch Wachstum beschleunigen und das Vertrauen von Investor:innen gewinnen.
Eine Regressionsanalyse bestätigt das: Selbst unter Berücksichtigung des aufgenommenen Gesamtkapitals korrelierte Fremdkapital in allen Segmenten positiv mit dem Umsatzwachstum.

Gründer:innen & Investor:innen: Warum Fremdkapital relevant ist
Für Gründer:innen
Fremdkapital sollte nicht als Schwäche oder fehlendes Momentum ausgelegt werden. Es ist ein Hebel. Es ermöglicht Wachstum, ohne direkt Anteile zu verwässern. Es kann dabei helfen, die eigenen Metriken und die eigene Position zu stärken, bevor man an Eigenkapitalgeber herantritt. In Verhandlungen über die nächste Bewertung haben Gründer:innen damit mehr Macht.
Für Investor:innen
Fremdkapital steht für Disziplin. Wer es nutzt, zeigt die Fähigkeit Kapital effizient einzusetzen und zurückzubezahlen. Es erfordert Cashflow-Planung und eine ausgewogene Kapitalstruktur. Fremdkapital zeugt von einem reifen Geschäftsmodell und einem gut geführten Unternehmen.
Fremdkapitalinvestoren sind wählerisch – aber die Regeln sind klar
Wer Fremdkapital will, der muss sich an klare Regeln halten und Zahlen liefern. Hier gibt es keine Bauchentscheidungen oder solche, die von persönlichen Empfindlichkeiten abhängig sind (wie das bei VCs der Fall sein kann). Fremdkapitalgeber erwarten eine größere Disziplin.
Für Startups ist der beste Zeitpunkt um Fremdkapital aufzunehmen der, an dem man es am wenigsten braucht und starke Metriken vorweisen kann. Wer Schulden aus einer Position der Stärke aufnimmt, signalisiert Selbstbewusstsein und gewinnt Flexibilität.
Wichtige Voraussetzungen sind:
- Saubere Finanz-Reports
- Ein langfristiger Forecast, der zeigt, was man mit dem Kapital erreichen will
- Klare Kommunikation der Zahlen und Daten
Kreditgeber bevorzugen bei der Fremdkapitalfinanzierung von Startups solche mit realistischem Cashflow und solider Rückzahlungsfähigkeit.
Die Daten von 530 Startups zeigen:
- Fremdkapitalnutzung steigt mit der Reife von Startups: von 24 % (Umsatz <1 Mio. $) auf 36 % (5-10 Mio. $).
- Fremdkapital ist mit höheren Bewertungen verbunden: bis zu +49,7 %.
- Startups mit geringerem Umsatz profitieren am meisten: schnelleres Wachstum (35 % CAGR) und bessere Multiples.
- Regressionsanalysen bestätigen: Fremdkapital ist konsistent mit höherem Wachstum verknüpft – unabhängig vom insgesamt aufgenommenen Kapital.
Fazit
Smarte Gründer:innen warten nicht bis zur Krise oder wenn sie unter Druck geraten, um über Fremdkapital nachzudenken.
Sie nutzen es früh und strategisch und bewahren Eigenkapital und Kontrolle. Sie beschleunigen ihr Wachstum und sind in der Lage, bessere Bewertungen zu erzielen.
Q&A: Fremdkapital für Startups
Was ist eine Finanzierung mit Fremdkapital für Startups?
Fremdfinanzierung bedeutet, dass ein Startup Geld leiht – über Bankkredite, Venture Debt oder alternative Kreditgeber – das über einen bestimmten Zeitraum mit Zinsen zurückgezahlt werden muss. Im Gegensatz zur Eigenkapitalfinanzierung erfordert sie keine Abgabe von Anteilen. Damit ist sie ein nützliches Instrument für Gründer:innen, die Wachstum finanzieren wollen, ohne die Kontrolle über ihr Unternehmen zu verlieren.
Wann sollten Startups Fremdfinanzierung in Betracht ziehen?
Startups sollten Fremdfinanzierung erwägen, wenn sie ein gewisses Maß an Stabilität und Umsatzgröße erreicht haben. Wichtige Signale sind:
- Wachsender Umsatz, der die Rückzahlungsfähigkeit zeigt.
- Zuverlässiger Cashflow, auf den sich Kreditgeber verlassen können.
- Product-Market-Fit, der beweist, dass das Geschäftsmodell funktioniert.
- Saubere und organisierte Finanzen, die die Due Diligence erleichtern.
Mit zunehmender Reife wird Fremdfinanzierung oft leichter zugänglich – aber auch junge Unternehmen können sie strategisch nutzen, wenn ihre Grundlagen solide sind.
Wie beeinflusst Fremdkapital die Unternehmensbewertung?
Fremdfinanzierung kann die Bewertung eines Startups stärken, indem sie Verwässerung reduziert und Kapitaldisziplin signalisiert. Mit Fremdkapital behalten Gründer:innen mehr Eigenkapital, wodurch der Wert jedes Anteils steigt. Investoren sehen ein Unternehmen zudem oft positiver, wenn Fremdfinanzierung verantwortungsvoll genutzt wird – es zeigt, dass das Team Kapital effizient einsetzen kann.
Warum kann Fremdkapital für junge Startups wertvoll sein?
Fremdfinanzierung ist nicht nur für große oder spätere Unternehmen relevant. Auch Early-Stage-Startups können profitieren, indem sie:
- Wachstum beschleunigen, bevor die nächste Eigenkapitalrunde ansteht.
- Eigenkapital erhalten, während sie stärkere Kennzahlen aufbauen.
- Verhandlungsmacht gegenüber Investoren steigern, indem sie Fortschritte ohne starke Verwässerung zeigen.
Selbst ein kleiner Kredit kann für junge Startups einen großen Unterschied machen, um schneller zu skalieren.
Welche Vorteile hat Fremdkapital für Gründer:innen?
- Mehr Eigentum behalten im Vergleich zu Eigenkapitalrunden.
- Schneller wachsen, ohne auf die nächste Fundraising-Runde zu warten.
- Investor:innenvertrauen stärken, indem Finanzdisziplin gezeigt wird.
- Kapitalstruktur ausbalancieren mit einem Mix aus Fremd- und Eigenkapital.
Richtig eingesetzt kann Fremdfinanzierung eher Wachstumstreiber als Belastung sein.
Wie sehen Investor:innen eine Fremdkapitalfinanzierung in Startups?
Investor:innen betrachten gut strukturierte Fremdfinanzierung meist als positives Signal. Sie zeigt, dass:
- Das Unternehmen über starke Grundlagen verfügt, um kreditwürdig zu sein.
- Gründer:innen Kapital effizient einsetzen.
- Das Unternehmen vorausplanen und Rückzahlungen managen kann.
Strategisch genutzt steht Fremdfinanzierung für Reife – nicht für Schwäche.
Was sollten Startups vorbereiten, bevor sie Fremdkapital aufnehmen?
Um Fremdkapital erfolgreich zu sichern, sollten Startups:
- Saubere, transparente Finanzdaten vorlegen.
- Einen klaren Wachstumsplan erstellen, der zeigt, wie die Mittel eingesetzt werden.
- Rückzahlungsfähigkeit durch planbaren Cashflow nachweisen.
- Kernkennzahlen kennen und in Gesprächen souverän präsentieren können.
Der beste Zeitpunkt für Fremdkapital ist, wenn das Unternehmen stark ist – nicht in einer Notlage.
Ist eine Fremdfinanzierung für jedes Startup geeignet?
Nicht unbedingt. Fremdfinanzierung funktioniert am besten für Startups mit stabilen oder wachsenden Umsätzen und einem klaren Rückzahlungsplan. Für sehr frühe oder noch umsatzlose Unternehmen ist Eigenkapitalfinanzierung oft besser geeignet. Wird sie jedoch zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt, kann Fremdfinanzierung Eigenkapital bewahren, Wachstum fördern und das Vertrauen von Investor:innen stärken.
Flexibles Fremdkapital für Startups
5 Mio. €, 1-60 Monate, keine Verwässerung: Die Finanzierung von re:cap ist perfekt für Startups, die effizienter wachsen wollen.
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